New Work. Wie kann Neues Arbeiten in der Praxis konkret aussehen? Was bedeutet es im Kern, alte Arbeitsweisen los zu lassen? Worauf kommt es wirklich an?
Nachdem ich im letzten Beitrag dargestellt hatte, was Frithjof Bergmann, der Begründer der New Work Idee, erreichen wollte, lesen Sie heute, worauf es nach meiner Erfahrung bei der Organisation und Umsetzung des Neuen Arbeitens im Unternehmens-Kontext, vor allem in Branchen der sogenannten Wissensarbeit, wirklich ankommt.
Die Werte der Neuen Arbeit nach Bergmann sind:
- Selbständigkeit
- Freiheit
- Teilhabe an der Gemeinschaft
Daraus leite ich diese Prinzipien für zeitgemäßes und wirksames Neues Arbeiten ab:
Der Mensch im Mittelpunkt
Der Mensch und sein Wohl – Mitarbeiter, Kunden und letztlich alle Menschen, die in irgendeiner Form mit dem Unternehmen verbunden sind – stehen im Mittelpunkt unternehmerischen Handelns.
Das beginnt damit, dass Augenhöhe nicht bloß eine Vokabel der neuen Arbeitswelt, sondern eine Haltung ist: „Wir begegnen einander auf Augenhöhe!“. Wir vertrauen einander, trauen uns etwas zu. Verlassen uns aufeinander. Im Idealfall sind Erwartungen und Entwicklungswege der Mitarbeiter kongruent mit den Rollen, Aufgaben und Perspektiven der Stelle.
Arbeit schafft nicht nur Auskommen und Gewinn, sondern Arbeit stiftet auch Sinn und wirkt kulturbildend.
Selbstverantwortung und Selbstorganisation
Gut ausgebildete und entwickelte Mitarbeiter organisieren ihr Arbeiten selbst. Statt Anweisung und Kontrolle werden Ziele und Leitplanken zu deren Erreichung vereinbart. Den passenden Weg zum Ziel wählen die Mitarbeiter selbst. Gerne in agilen Settings und Methoden. Rollenprofile lösen mehr und mehr feste Stellen- und Aufgabenbeschreibungen ab. Hierarchien werden flacher, durchlässiger, Mitarbeiter arbeiten vernetzt, jenseits aller Hierarchieebenen und cross-funktional zusammen.
Flexibilität
Arbeit ist nicht zwangsläufig an ein fest zugeordnetes Büro gebunden. Mitarbeiter arbeiten von zu Haus und von unterwegs. Wenn es viel Arbeit gibt, wird mehr gearbeitet, in ruhigeren Zeiten weniger. Arbeitszeiten sind flexibel gestaltbar. Der Anteil projektbezogener Arbeit steigt, der Anteil aufgabenbezogener Arbeit geht zurück.
Entwicklung und Veränderungsfähigkeit
Die lernende Organisation ist Realität. In dem Maße, wie Individuen Potenziale entwickeln und in ihrer Persönlichkeit wachsen, steigern Teams ihre Leistung und Unternehmen ihre Ergebnisse. Das Unternehmen ist der Tanker, der seinen Kurs hält. In Schnellbooten und Kreuzern testen Mitarbeiter Neues aus, pflegen eine achtsame Feedback-Kultur und entwickeln Innovationen in Lern- und Experimentierräumen. Wie zum Beispiel ganz konkret im Förderprogramm unternehmenswert:Mensch plus. FÖRDERPROGRAMM uWM ZUM JAHRESENDE 2022 AUSGELAUFEN! (Lesen Sie hier einen Praxisbericht dazu.) Das Unternehmen entwickelt organisationale Resilienz. Dadurch ist der Tanker in der Lage, unruhiger See Stand zu halten und bei Bedarf schnell seinen Kurs zu ändern und sich so neuen Herausforderungen zu stellen.
Beteiligung
Mitarbeiter sind in Entscheidungen, bis zu jenen zur Änderung der Unternehmens-Strategie eingebunden. Konsens-Runden lösen Vorgaben der Entscheider mehr und mehr ab. Mitarbeiter sind am Erfolg des Unternehmens und idealerweise am Unternehmen selbst beteiligt.
Nachhaltiges Wirtschaften und soziale Verantwortung
Beginnend beim Management sind die handelnden Personen einer gemeinsamen Ethik, Wertebasis und dem humanistischen Menschenbild verpflichtet. Verantwortung für die Menschen, für ein nachhaltiges, ressourcenschonendes Wirtschaften, für die Region uvm. drückt sich schon in der Haltung aus und ist Basis allen unternehmerischen Handelns.
Kritik und Risiken
Nicht ganz unberechtigt ist die Kritik an New Work, dass es schwierig ist, die Erwartungen und Wünsche aller Mitarbeiter im und mit dem täglichen unternehmerischen Tun in Einklang zu bringen. Ja, das ist so. New Work darf nicht heißen, es jedem recht machen zu wollen. Sonst stellt sich tatsächlich schnell die Frage, ob New Work Unternehmen wirklich erfolgreicher werden lässt?
Die optimal möglichen Ergebnisse in den Blick nehmen
New Work heißt in der Praxis auch, immer wieder Kompromisse zu schließen und stets nach jenen Wegen und Lösungen zu suchen, die die für Unternehmen wie für Mitarbeiter denkbar optimalen Ergebnisse in den Blick nehmen.
Es ist erfolgsentscheidend für Unternehmen, die jeweils passgenaue und stimmige Form Neuen Arbeitens zu finden. Wie das gelingen kann? Dazu mehr im nächsten Beitrag.
Wird fortgesetzt.
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Bis dann und beste Grüße!
Thomas Kiefer
Fotonachweis: Thomas Kiefer / Pixabay – graphicmama-team
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