In der großen Mehrheit meiner Gespräche höre ich aktuell Sätze wie: Wir wissen ja nicht, was morgen ist. Wir fahren auf Sicht. Wir tun das Notwendige, das Wichtige bleibt liegen. Der Großteil unserer Projekte liegt auf Eis. Was glauben Sie, wann wir unsere Mitarbeiter wieder aus dem Home-Office holen können? Das kann ich jetzt nicht entscheiden. Sind Sie sicher?
Nur ein kleiner – unbeugsamer Teil sozusagen – scheint vor Kraft zu strotzen. Da wird renoviert, werden Prozesse optimiert, Teams entwickelt. Kurz: wird die Zeit aktiv genutzt. Was ist das Geheimnis des Zaubertranks dieses kleineren Teils der Unternehmer, der Führungskräfte, der Menschen?
Das Wort Krise bedeutet auch Höhe- und Wendepunkt einer gefährlichen Entwicklung. Kann es im Sinne des Erfinders sein, an einem Wendepunkt mit Erstarrung, mit Stillstand der Kraft zu reagieren?
Aus der Psychologie wissen wir, dass mangelnde Vorhersagbarkeit und Kontrollierbarkeit zu Depression, weniger Lernen, Verlust der Motivation und Resignation führt, faktisch unsere Handlungs- und Funktionsfähigkeit einschränkt. Im Umkehrschluss stellt sich für jeden von uns die Frage: Was kann, ja was muss ich tun, um meine Handlungs- und Funktionsfähigkeit wieder herzustellen?
Ich habe als kleiner Mensch vieles nicht in der Hand. Ich kann morgen tot sein. Aber ich kann heute die Entscheidung treffen, Unsicherheit, Zweifel, Sorge und Angst auszuhalten. Viktor Frankls und auch Mutter Teresas Antwort war „Und trotzdem.“ Zuallererst mir zu vertrauen, weil ich mich auf mich verlassen kann. Ich kann meine Verantwortung tragen, weil ich selbst entscheide, die Kraft dafür zu haben. Die Verantwortung auf mich nehmen und verantwortlich für mein Handeln und dessen Folgen einstehen.
Und ich kann – so gut es eben geht – für Sicherheit sorgen, indem ich mir Antworten gebe auf meine Fragen wie: Wie lange reicht das Geld? Wer unterstützt mich im Fall der Fälle? Was kann schlimmstenfalls passieren? Was tue ich heute (!), um mein Einkommen, meinen Umsatz zu verbessern? Ich kann dankbar auf das blicken, was ich habe: Menschen um mich herum, die ich um Hilfe bitten kann. Meine Gesundheit, meine Ausbildung, meinen Beruf, vielleicht meinen Glauben.
Ich kann mich jeden Tag neu entscheiden, die für heute wichtigste Aufgabe voller Kraft, Zuversicht, Mut und Vertrauen anzupacken.
Und ich rufe mir als Christ in Erinnerung, dass Pfingsten der Tag der Reife und der Lebensfülle ist. Vielleicht gebe ich dem Heiligen Geist gerade in diesen Tagen die Chance, auch in mir wieder mehr zu atmen, mich mit seiner Kraft zu durchströmen.
In diesem Sinne wünsche ich ein brausendes, feuriges, hellhöriges und blickoffenes Pfingstfest.
Herzlichst
Ihr Thomas Kiefer
Fotonachweis: Thomas Kiefer