Ungewissheit aushalten – Sieben Ansatzpunkte

Das Aushalten von Ungewissheit ist eine Fähigkeit, die viele Menschen als schwierig empfinden, weil es Unsicherheit, Unbehagen und das Gefühl von Kontrollverlust hervorrufen kann. Es gibt verschiedene Perspektiven und Ansätze, um besser damit umzugehen:

1. Psychologische Perspektive:

Viele Menschen sind evolutionär darauf geprägt, nach Kontrolle und Vorhersagbarkeit zu streben, da dies ein Gefühl von Sicherheit vermittelt. Das Gehirn versucht oft, Risiken zu minimieren und Bedrohungen zu vermeiden. Doch in der heutigen, komplexen Welt ist es kaum möglich, alles unter Kontrolle zu haben. Sich dieser Tatsache bewusst zu werden und Akzeptanz dafür zu entwickeln, dass Ungewissheit zum Leben gehört, kann helfen, besser damit umzugehen.

2. Emotionale Intelligenz:

Wer Ungewissheit aushalten kann, zeigt oft ein hohes Maß an emotionaler Intelligenz, da diese Fähigkeit bedeutet, Unsicherheiten und Ängste zuzulassen, ohne impulsiv zu reagieren. Hier kann es hilfreich sein, mit sich selbst geduldig zu sein und emotionale Reaktionen wie Angst oder Nervosität zu erkennen, sie aber nicht sofort als negativ zu bewerten.

3. Akzeptanz und Achtsamkeit:

Achtsamkeitspraktiken lehren, den Moment zu akzeptieren, ohne sich sofort Gedanken über die Zukunft zu machen. Das bedeutet, die eigene Aufmerksamkeit bewusst auf das Hier und Jetzt zu richten und geduldig mit sich zu sein, wenn man Ungewissheit verspürt. Durch Achtsamkeit lernen viele Menschen, ihre Ängste anzunehmen und sie als natürlichen Teil des Lebens zu sehen.

4. Der Umgang mit Kontrollverlust:

Ein Teil der Ungewissheit ist oft das Gefühl, keine Kontrolle zu haben. Dabei kann es helfen, sich bewusst auf die Dinge zu konzentrieren, die man beeinflussen kann, und Dinge loszulassen, die außerhalb der eigenen Kontrolle liegen. Hier geht es darum, die Kontrolle im eigenen Handeln und Denken zu finden, anstatt sie in äußeren Umständen zu suchen.

5. Wachstum und Resilienz:

Das Aushalten von Ungewissheit ist eine Art “Resilienztraining”. Je häufiger wir uns unsicheren Situationen stellen und lernen, dass wir mit ihnen umgehen können, desto mehr wächst unsere innere Widerstandskraft. Diese Resilienz hilft nicht nur, in Krisenzeiten stabil zu bleiben, sondern auch, schwierige Entscheidungen zu treffen und neue Chancen wahrzunehmen, die wir sonst vielleicht aus Angst vor dem Unbekannten vermeiden würden.

6. Kognitive Strategien:

Ein konstruktiver Umgang mit Ungewissheit kann auch beinhalten, sich selbst daran zu erinnern, dass viele schlimme Szenarien, die man sich ausmalt, nie eintreten. Kognitive Techniken wie das sogenannte “Gedankenstoppen” oder die “Realitätsprüfung” helfen, negative Gedankenschleifen zu unterbrechen und zu reflektieren, wie realistisch die Ängste eigentlich sind.

7. Die biblische, christliche Perspektive:

Auch im christlichen Glauben spielt der Umgang mit Ungewissheit eine zentrale Rolle. Die Bibel ermutigt dazu, Vertrauen in Gottes Führung und Fürsorge zu setzen – gerade dann, wenn der eigene Weg unklar ist.

In Matthäus 6,26 weist Jesus darauf hin, dass Gott selbst für die Vögel des Himmels sorgt, obwohl sie weder säen noch ernten. Daraus ergibt sich die Einladung, dem himmlischen Vater zu vertrauen, dass er auch für den Menschen sorgt – selbst in Zeiten der Unsicherheit: „Seht die Vögel des Himmels: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?“

Jesaja 40,31 spricht von der Kraft, die diejenigen erhalten, die auf den Herrn vertrauen: „Aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“ Diese Verheißung gibt Hoffnung und zeigt, dass Gott in Momenten der Schwäche neue Stärke schenkt – gerade dann, wenn die eigenen Kräfte an Grenzen stoßen.

Auch Matthäus 14,29, wo Petrus auf Jesu Ruf hin über das Wasser geht, ist ein starkes Bild für den Glauben inmitten der Unsicherheit. Solange Petrus den Blick auf Jesus gerichtet hält, kann er das scheinbar Unmögliche tun. Erst als er auf Wind und Wellen achtet, kommt die Angst. Dieses Bild zeigt: Wer in Zeiten der Ungewissheit den Blick auf Christus richtet, kann Vertrauen und inneren Halt finden.

Insgesamt lädt die christliche Perspektive dazu ein, Ungewissheit nicht alleine zu tragen, sondern sich an einen Gott zu wenden, der trägt, führt und stärkt – auch dann, wenn der Weg im Dunkeln liegt.

Das Aushalten von Ungewissheit erfordert Mut und Selbstvertrauen. Es ist ein Prozess, in dem Menschen lernen, Vertrauen in sich selbst und ihre Fähigkeit zu entwickeln, mit unvorhersehbaren Situationen umzugehen.

Herzlichst
Ihr Thomas Kiefer

Fotonachweis: Thomas Kiefer / Michael Karl – MKKD
Beitrag erstellt unter Zuhilfenahme von KI

Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

Mit einem Kommentar akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung.

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong> ___