Ein Ge(h)bet zum ersten Advent.

Minus 4 Grad Celsius. Erster Advent. Der Wald liegt still im Raureif und schweiget. Winterliche Ruhe. Himmlische Stille. Der Nebel löst sich in die Sonne auf. Ich schreite weit aus, als hätte ich Angst etwas zu verpassen an diesem herrlichen Sonntagmorgen. Der Wald, die Weite, die Stille, sie rufen mich. Wieder verbunden. Wieder da. Umfangen vom Göttlichen. Der gefrorene Boden knistert unter meinen meinen Schuhen, mein Herz jubiliert.

Im schwarzen Wald wird es dunkel, finster. Der Anstieg zum Bernstein beginnt. Und ich spüre, dass ich zu lange keine Höhenmeter mehr gemacht habe. Es ist so einfach, dem Nebel zu entkommen und einen klaren Blick zu schaffen. Wenn wir das im Alltag, im täglichen Tun nur immer wieder realisieren würden. Im nahen Moosbronn rufen alt ehrwürdige Kirchenglocken die letzten noch Glaubenden zum Gebet.

Ich bin unterwegs auf dem historischen Grenzweg zwischen Württemberg und Baden. Geschichte atmen. Sind wir uns der Verantwortung bewusst, die wir tragen? Zu lieben, zu achten, zu ehren. Unsere Liebsten genauso wie alle Menschen und Gottes wunderbare Schöpfung.

Eben geht der noch breite Weg in einen schmalen Pfad über, aufwärts. Vor dem Gipfel liegt der Aufstieg. So ist das. Ein ewiges Gesetz. In aller Ruhe komme ich oben an. Vor mir ein massives, steinernes Kreuz. Die Verbindung zum Himmel. Vor mir, neben mir, unter mir das Nebelmeer. Über mir nur der Himmel. Schauen. Atmen. Leben. Verweilen. Auftanken.

Auf dem Rückweg bergab wird es mir schnell kalt. Und ich bin dankbar für meine wärmende Funktionsjacke. Die gute Ausrüstung. So wichtig.

Und bald flutet die klare Dezembersonne durch die hohen Tannen. Wie auf Bestellung darf ich auf dem Tannschachberg ihre wärmende Kraft spüren. Erst ein Umweg führt mich zur besten Aussicht des Tages. Sind es nicht oft die Umwege, die uns neue Perspektiven eröffnen und strahlende Klarheit bringen?

Heimwärts jetzt. Und schon nach der ersten Biegung auf dem Rückweg ins Tal liegt der Weg wieder im Schatten. Ich ziehe meinen Kragen hoch, dankbar für die Sonne, die ich heute tanken durfte.

Ich wünsche allen eine gute, besinnliche und gesegnete Adventszeit!

Herzlichst
Ihr Thomas Kiefer

Fotonachweis: Thomas Kiefer; Michael Karl/MKKD

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