
Kennen Sie das auch? Sie hören irgendwo ein Wort, einen Satz, und das Gehörte lässt Sie nicht mehr los. Weil es den Kern trifft, weil es etwas mit Ihnen macht, etwas in Ihnen auslöst. So war das dieser Tage mit mir.
Und das möchte ich diese Woche mit Ihnen teilen:
Irgendwo habe ich den Satz gehört: Als Führungskraft bist du für die Gesundheit deiner Mitarbeiter verantwortlich. Echt jetzt? Ich soll als Führungskraft für die Gesundheit meiner Mitarbeiter verantwortlich sein?
Tatsächlich habe ich meinen eigenen beruflichen Weg der letzten 25 Jahre in den Blick genommen. Und ja, da gab es schon Chefs, die meiner Gesundheit abträglich waren. Und da waren Chefs, die mir gut taten, mir sehr gut taten.
Vielleicht werden Sie einwenden, dass jeder für seine Gesundheit selbst verantwortlich ist. Das ist richtig. Doch als Führungskraft habe ich eine Fürsorgepflicht. Ich sollte mich schon fragen, was ist es denn, dass meine Mitarbeiter krank machen könnte? Könnten das zu viel Druck, zu viel Kontrolle sein? Und zwar immer aus der Perspektive des Mitarbeiters gedacht und gefühlt. Wir wissen doch selbst, immer wenn wir uns selbst mit unseren Wünschen und Erwartungen, dem, was uns eigentlich gut tut, hinten anstellen, dann ist das nicht unbedingt förderlich für unsere Gesundheit. Ergo: Immer dann, wenn ich als Chef in meinen Mitarbeitern den Menschen sehe, dem Menschen vertraue, seine Potenziale sehe, und ihn auch in seinem Sinne auf seinem Weg unterstütze, dann wird das für seine Gesundheit förderlich sein.
In der Bibel gibt es das Bild vom guten Hirten, dass wir auf die Führungskraft übertragen können. Dieses Bild des guten Hirten im Blick kann ich fragen: „Organisiert der Hirte zwar perfekt den Stall und kennt seine Schafe doch nicht? Weiß er vielleicht gar nicht mehr, wozu er Hirte ist?“ (In Anlehnung an Stefan Kiechle, Achtsam und Wirksam)
Dieser Tage wird in den Chefetagen intensiv über den so genannten Engpass Personal gesprochen. Ich wage die These, dass Personal noch viel zu stark als Material gesehen wird. Bitte nicht falsch verstehen, aus dem Managementkontext heraus drängt sich diese Perspektive ja schnell auf. Doch je mehr der Mensch als Mensch gesehen wird, desto menschlicher, gesünder, heilsamer, lebens- und damit arbeitenswerter wird auch die Unternehmenskultur.
Vielleicht ist es höchste Zeit, dass wir uns dieser Tage wieder einmal mit Douglas McGregor beschäftigen und uns seine Theorie X und seine Theorie Y in Erinnerung rufen. Nach der Theorie X haben Führungskräfte tendenziell eher das Menschenbild, dass Menschen faul sind und starke Anreize brauchen. Daraus folgt dann ein Führungsstil, der durch Anweisung und Kontrolle gekennzeichnet ist, Disziplin einfordert. Die erwartete Arbeitsweise, die dem folgt, ist dann der sogenannte Dienst nach Vorschrift. „Die Mitarbeiter versuchen ja eh, mit dem geringsten möglichen Einsatz durchzukommen.“
Oder denken, leben und arbeiten wir eher in Theorie Y. Und gehen wir in unserem Menschenbild von vorneherein davon aus, dass Menschen gute Beiträge zur Gemeinschaft, vielleicht sogar zu etwas Großem leisten wollen? Wenn ich dieses Menschenbild habe, werde ich eher dienend führen, ermöglichend, für meine Mitarbeiter eher in die Rolle des Coaches schlüpfen; werde selbstbestimmtes Arbeiten fördern und fordern, Potenziale zu entwickeln versuchen.
Mit einer einfachen Frage können wir schnell viel Klarheit schaffen: In unserer Firma, dient dort die Mitarbeiterin der Führungskraft oder dient die Führungskraft der Mitarbeiterin?
Ja, als Führungskraft bin ich auch für die Gesundheit meiner Mitarbeiter verantwortlich!
Nutzen Sie Ihre Zeit!
Herzlichst
Ihr