ADG Forum Organisation 2011 – Meine Highlights
Gerade sitze ich im ICE auf der Rückfahrt von der ADG in Montabaur. Nach zwei Tagen mit kurzweiligen Beiträgen im Forum Organisation 2011 in der Rolle des Referenten und auch in der Rolle des Teilnehmers möchte ich einen kurzen Überblick geben, welches die für mich aus Sicht des Organisationsentwicklers relevanten Themen waren.
Im ersten Vortrag wurde die Zukunft der Bankorganisation aus der Sicht des Kostenbenchmarkers betrachtet. Im Kostenvergleich hätten Sparkassen gegenüber Genossenschaftsbanken Kostenvorteile. Auch wenn Kostenstrukturen abhängig sind von Strategie und Struktur der Bank, sollten diese Kostennachteile zu anderen Bankengruppen reduziert werden. Möglichkeiten weiterer Kostenreduzierungen seien im Schnitt der Bankengruppe vorhanden. Teilweise seien sogar noch vielfältige Möglichkeiten der Effizienzsteigerung vorhanden, die realisiert werden könnten, ohne an Strukturen und Leistungen nennenswerte Veränderungen vornehmen zu müssen.
Aus Sicht der Bankenaufsicht wurde für mich transparent, dass Prüfer durchaus offen sind für den Dialog zur Findung der richtigen Balance zwischen aufsichtsrechtlicher Notwendigkeit und betriebswirtschaftlicher Sinnhaftigkeit in der Organisationsarbeit.
Ein aktueller Überblick zum aktuellen Stand der technischen Möglichkeiten zur benutzer- und adressatengerechten Dokumentation verdeutlichte, wie wichtig der Einsatz professioneller Tools ist. Auch hier machten die Möglichkeiten von Social Media nicht halt. Mitarbeiter-Wikis und Projektblogs wurden als Beispiele genannt, wie der Komfort für die Benutzer deutlich gesteigert werden kann.
Günther Thoma von step process management und ich beschäftigten uns in unserem Vortrag „Von der klassischen Bankorganisation zur systemischen Organisationsentwicklung: Mitarbeiter gestalten die Bank von morgen“ mit der Frage, was auf die Volks- und Raiffeisenbanken in den nächsten Jahren aus systemischer Sicht zukommt.
Unsere Überlegung: Welches sind die Engpässe, die uns in den Banken daran hindern, uns gemeinsam mit der Weiterentwicklung unserer Bank zu beschäftigen? Umgekehrt formuliert: Schaffen Sie Raum für Kreativität, damit die Mitarbeiter ihre Bank gemeinsam neu denken und gestalten können.
Als größten Engpass wurden die eigenen Ressourcen und deren zielorientierter und wirksamer Einsatz genannt. Aber auch die Notwendigkeit der intensiveren Vernetzung und bereichsübergreifenden Zusammenarbeit in der Bank. Es ging auch um die Frage, welchen Einfluss die Kultur in der Bank auf die Gestaltung der Zukunft und der Schaffung von Innovation im Sinne von Weiterdenken des eigenen Geschäftsmodells hat. Weiterer Aspekt: Wie kann Interaktion mit den Kunden heute gestaltet werden, um Impulse für neue Geschäftspotenziale zu generieren?
Ein Plädoyer, sich der eigenen Ressourcen bewusster zu werden und Potenziale freizusetzen, indem Führungskräfte und Mitarbeiter über sich hinauswachsen und gemeinsam, optimal vernetzt und mit Spaß am gemeinsamen Wachsen und Weiterkommen die Bank für die Zukunft gestalten.
Dass es durchaus gute Ideen und Möglichkeiten gibt, sich als Genossenschaftsbank zu differenzieren, zeigte ein Bankvorstand eindrucksvoll auf. Hohe Kosten für Präsenz in der Fläche konnten deutlich reduziert werden, ohne sich komplett aus der Fläche zurück zu ziehen. Durch die Kooperation mit regionalen „Tante-Emma-Läden“, Bäckereien und auch mit Lebensmittelketten hält die Bank die Bargeldversorgung und teilweise auch die Beratungsfunktion aufrecht und stärkt gleichzeitig die Struktur in der ländlichen Region. Kostenoptimierung, Differenzierung und Imagesteigerung in Einem durch einfache, aber ungewöhnliche und angenehm andere Formen des Marketing und der Kundenbindung.
Ein Best-Practice-Beispiel aus einer anderen Branche zum Thema Organisations-Controlling lieferte eindrucksvolle Impulse, wie durch Standardisierung, Professionalisierung und Transparenz die Akzeptanz von Veränderungs- und Organisationsarbeit in der Breite erhöht werden kann.
Auch das Thema Social Media im Bankenumfeld wurde professionell beleuchtet. Anhand einer Clusterung, welche Möglichkeiten soziale Netzwerke bieten wurde die Außensicht, das heißt die Nutzung sozialer Medien im Dialog mit den Kunden und zwischen Kunden und die Innensicht, die Vernetzung der Mitarbeiter in der „Enterprise 2.0“ vorgestellt. Social Media habe auch in Banken fundamentale Auswirkungen auf das Geschäftsmodell, wenn Kunden nicht mehr nur mit ihrem Berater, sondern auch mit anderen Kunden „öffentlich“ reden. Es gelte, die neuen Kommunikationskanäle in Prozesse und Strukturen der Bank zu implementieren. Die Rede war von einer Netzwerkorganisation, die an der Unternehmensgrenze nicht mehr halt mache. So bringe Social Media im Bankenumfeld nicht nur eine Veränderung der Kommunikation, sondern vielmehr auch eine Veränderung der gesamten Unternehmenskultur.
Alles in allem zwei sehr lohnenswerte Tage mit interessanten neuen Impulsen zur Zukunft der Bankorganisation und ausreichend Gelegenheit zum Netzwerken und Kontakte knüpfen in einem ausgezeichneten Ambiente auf Schloss Montabaur.